Aus:
Kurdistan Report Nr. 162, Juli/August 2012
Wölfe im Schafspelz
Die Anhänger des türkisch-nationalistischen Predigers Fethullah Gülen breiten sich in Deutschland aus
Von Nick
Brauns
In
Deutschland ist der Name Fethullah Gülen außerhalb
der türkeistämmigen Community immer noch weitgehend unbekannt. Wenn die
Gülen-Bewegung doch einmal in der deutschen Presse Erwähnung findet, dann meist
in Form unkritischer PR-Artikel über die „Die Streber Allahs“[1], ihre Schulen und Kulturveranstaltungen.
„Gäbe es einen Wettbewerb `Deutschland sucht den Mustermuslim´ - der Sieger
wäre ein Gülen-Anhänger“[2], heißt es etwa in einem
Artikel der Wochenzeitung DIE ZEIT zur Türkischolympiade des Gülen-Netzwerkes
in Istanbul. Erst langsam regt sich hierzulande auch vorsichtige Kritik an der
Gülen-Bewegung, die in der Türkei inzwischen große Teile des Staatsapparates
unterwandert hat und ihren Einfluss zu Massenverhaftungen laizistischer und
prokurdischer Oppositioneller unter fingierten Terrorismusvorwürfen nutzt.
Einmal abgesehen von rechtsextremen oder christlich-fundamentalistischen
Islamhassern, die der Bewegung fälschlicherweise eine geheime Scharia-Agenda
unterstellen, richtet sich diese Kritik vor allem gegen undurchsichtige
Strukturen und Intransparenz der Bewegung in Deutschland, während die
türkisch-nationalistische Ausrichtung der Gemeinde (Cemaat)
in der Türkei kaum Erwähnung findet und ihre antidemokratische Rolle als
Verschwörungstheorie abgetan wird.[3]
In
Deutschland ist die Gülen-Bewegung seit den 90er Jahren organisatorisch aktiv.
Seitdem hat sich Deutschland mit seiner großen türkeistämmigen Diaspora zu
einem Schwerpunkt für die internationale Ausbreitung des Netzwerkes entwickelt.
„Eine Bewegung ist in Deutschland dabei, die dominierenden muslimischen
Organisationen zu verdrängen. Kritiker sprechen von einer `moralischen
Machtinstanz´, der sich viele türkischstämmige Familien nicht mehr entziehen
können“, heißt es zu einem Beitrag des WDR über „Die stille Armee des Imam –
Das Netzwerk des Fethullah Gülen“.[4]
In
Deutschland lassen sich drei Standbeine der Gülen-Bewegung ausmachen: ein
Bildungsnetzwerk mit dem Ziel der Gewinnung neuer Anhänger und Kader zur
Schaffung der von Gülen propagierten „goldenen Generation“ für eine zukünftige
Weltgeltung der Türkei als islamischer Führungsmacht, Medien zur Verbreitung
der Ideen der Gemeinde und politischen Beeinflussung der türkeistämmigen
Migration aber auch der deutschen Öffentlichkeit im Sinne der
türkisch-nationalistischen Politik und schließlich Lobbyvereine, die eine
Verankerung und damit Absicherung der Gülen-Bewegung im akademischen und
politischen Milieu betreiben. Nach außen versuchen diese jeweils rechtlich
eigenständig agierenden Vereinigungen den Eindruck völliger organisatorischer Unabhängigkeit
zu erwecken. Selbst eine Verbindung zu Gülen wird vielfach verschwiegen und
lediglich Sympathien „für die grundlegenden friedlichen Thesen Gülens“(so etwa der Bildungsverein Academy
in Frankfurt) eingestanden. Dabei kommt den zuvor in den Bildungseinrichtungen
des Netzwerkes ausgebildeten Mitarbeitern der Gülen-nahen Medien eine Funktion
als Kader zu – entsprechend der Rolle, die Imame der Gülen-Bewegung in der
Türkei einnehmen. „Alle diese Einrichtungen werden durch die Zeitung `Zaman´
koordiniert“, schreibt Nurculuk-Experte Cemil Sahinöz. „Das heißt, die lokalen Journalisten der Zeitung
sind für die Kommunikation unter den verschiedenen Einrichtungen zuständig. Sie
sind die Broker und befinden sich in allen Teilen des Netzwerkes.“[5]
Die
finanziellen Ressourcen des Gülen-Netzwerkes liegen bei frommen
mittelständischen Unternehmern türkischer Herkunft, die sich etwa in Berlin und
Brandenburg im Jahr 2007 zum Unternehmerverband BAREX e.V., mit rund 150
Mitgliedsunternehmen zusammengeschlossen haben.[6]
Das
Bildungsnetzwerk der Cemaat in Deutschland besteht
derzeit aus rund 165 über den Frankfurter Verein „Academy“
koordinierten Hausaufgabenbetreuungs- und Nachhilfeinstituten sowie mehr als 20
Privatschulen wie der TÜDESB-Schule in Berlin-Spandau, dem Privatgymnasium
„Dialog“ in Köln-Buchheim oder der BiL-Privatschule in Stuttgart-Bad Cannstatt.[7]
Bei Schulgebühren bis zu 4000 Euro ziehen diese Schulen mit ihrer zu 90 Prozent
aus vor allem türkeistämmigen Migranten bestehenden Schülerschaft vor allem
Kinder von halbwegs materiell gutgestellten Migrantenfamilien
an. Daß das staatliche deutsche Bildungssystem vielen
Kindern aus Migrantenfamilien kaum Chancen auf eine
gute Bildung gibt, sorgt für ein wachsendes Interesse an den Gülen-Schulen,
deren Lehrplan laizistisch ausgerichtet ist. Die ideologische Beeinflussung
erfolgt nicht im Unterricht, sondern in den Nachhilfeeinrichtungen und bei den
organisierten Freizeitaktivitäten sowie insbesondere in Wohnheimen der
Gülen-Bewegung. „Meine
Neffen wurden zudem auch bedrängt, sonntags an sogenannten Ethik-Kursen (Ahlak Dersi) teilzunehmen, obwohl
sie nur Nachhilfe nehmen wollten“, berichtet ein alevitischer
Geschichtslehrer, dessen 12- und 14-jährige Neffen eine zum Gülen-Netzwerk
gehörende Nachhilfeschule besuchen, von einem „Gruppenzwang, dem sich die
Kinder kaum entziehen können“.[8]
Auch auf die Angehörigen wird so moralischer Druck ausgeübt, die Zaman oder die
Theoriezeitschrift Sizinti zu abonnieren, an
Veranstaltungen teilzunehmen oder zu spenden.
Als
Kaderschmieden und Basiszellen der Cemaat dienen die
so genannten Isik Evler (Lichthäuser), von denen es
allein in Berlin mehr als 20 gibt. Es handelt sich hier um Studentenwohnheime,
in denen nach Geschlechtern getrennt ein strikt an der Islamauslegung Gülens orientiertes Leben geführt wird. Aussteiger
berichten indessen von Sektenstrukturen mit strikter Gehorsamspflicht der
Studenten gegenüber ihren Abis und Ablas (große
Brüder und Schwestern) als unterste Rangstufe der Bewegung. So ist etwa das
Lesen von Zeitungen, die nicht dem Netzwerk nahestehen, verboten und auch
volljährige Wohnheimbewohner müssen sich Ausgänge genehmigen lassen und an den
abendlichen gemeinsamen Lesungen oder Ansehen von Gülen-Predigten auf Video
teilnehmen.
Die zum
Gülen-Medienimperium gehörende mittlerweile auflagenstärkste türkische
Tageszeitung Zaman erscheint in Deutschland seit 1991 mit einer eigenen
Europaausgabe. Sie wird hier von der World
Media Group AG in Offenbach am Main herausgegeben, die mit eigenen
Aufnahmestudios auch die Fernsehsender Samanyolu TV Avrupa und Ebru TV betreibt. Die vom Berliner
Gülen-Lobbyverein Forum für interkulturellen Dialog initiierte und von der Blogform Social Media GmbH des österreichischen IT-Unternehmers und
Journalisten Michael Maier herausgegebene Onlinezeitung
Deutsch-Türkische Nachrichten bietet neben eigenen auf Deutschland
bezogenen Artikeln vor allem eine Zusammenfassung
von Meldungen aus der Zaman. Regelmäßig werden dabei die von Zaman bekannten
Verleumdungen gegen die kurdische Befreiungsbewegung wiederholt, etwa wenn
behauptet wird, die PKK bestände mehrheitlich aus Kindersoldaten.[9]
Mit medialer Vorverurteilung und Diffamierung von Gülen-Kritikern als
„Terroristen“ oder „Putschisten“ begleiten die Gülen-Medien so auch in Deutschland
die Massenverhaftungen von oppositionellen Politikern und Journalisten in der
Türkei. Da die großen deutschen Zeitungen bis auf kleine Ausnahmen die
Entwicklung in der Türkei und Kurdistan weiterhin mit großer Ignoranz
ausblenden, können Medien wie die Deutsch-türkischen Nachrichten oder das den
Grauen Wölfen ideologische nahestehende offen rassistische Onlineportal Turkishpress mitunter die deutschsprachige
Berichterstattung zur kurdischen Befreiungsbewegung weitgehend dominieren.
Ebenfalls der politischen Beeinflussung von politischen und
medialen Entscheidungsträgern im Sinne der nationalistischen türkischen Staats-
und Regierungspolitik sowie der Gülen-Bewegung dienen Lobbyvereinigungen wie das Forum für Interkulturellen
Dialog e.V.(FID) in Berlin oder das
Interkulturelle Dialogzentrum e.V. (IDIZEM) in München. So verteidigen die
Gülen-Lobbyisten, die ansonsten auch gerne mal öffentliche Veranstaltungen zum
Thema Pressefreiheit machen, Verhaftungen kritischer Journalisten in der
Türkei. „Nicht das Buch über Gülen,
sondern Verdacht auf Verbindung zu Ergenekon ist der
Grund für Festnahme von Ahmet Sik und Nedim Sener“[10],
erklärte FID-Chef Karakoyun ganz im Einklang mit der
türkischen Sonderstaatsanwaltschaft. Die beiden bekannten militärkritischen
Enthüllungsjournalisten waren im März 2010 nach Recherchen über die
Unterwanderung der Polizei durch Gülen-Anhänger wegen angeblicher Mitwirkung an
Putschplänen verhaftet worden. Wie in der Türkei so versucht die
Gülen-Bewegung auch in Deutschland, ihre Kritiker als Terroristen oder
zumindest Terrorsympathisanten zu diffamieren. „Warum unterstützt Ulla Jelpke die
PKK? Sie scheint offensichtlich ein Interesse am Terror der PKK zu haben“[11],
behauptet der FID-Vorsitzende Ercan Karakoyun,
nachdem die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag eine
Kleine Anfrage an die Bundesregierung zu Kontakten der Gülen-Bewegung und
bundesdeutscher Sicherheitsbehörden gestellt hatte. Auch eine
Predigt Gülens, in der dieser am 24. Oktober 2011das türkische
Militär zum Massenmord an als „Terroristen“ bezeichneten Vertretern der
kurdischen Bewegung aufforderte, rechtfertigte Karakoyun
mit der Behauptung, Gülen habe schließlich auch dazu aufgerufen, mit den nicht
„terroristischen“ 95 Prozent der kurdischen Bevölkerung „liebevoll“ umzugehen.[12]
Neben seriösen Nachrichtenartikeln finden sich in den Deutsch Türkischen
Nachrichten immer wieder Hetzartikel, mit denen gezielt Stimmungsmache gegen
kurdische Emigrantenvereine und ihre Unterstützer betrieben wird. Unter
Berufung auf einen nicht näher benannten „hochrangigen Beamten“ deutscher
Sicherheitsbehörden wurde so am 20. Januar eine angeblich drohende „Eskalation
der Gewalt“ durch Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Deutschland
heraufbeschworen. Weiter wird in dem Artikel behauptet, die Partei DIE LINKE
würde die PKK aus wahltaktischen Gründen unterstützen und Stimmen der
kurdischen Diaspora aufgrund einer „geschickten Verschleierungstaktik“
gewinnen. Der Artikel gipfelt dann in der Behauptung: „Nur durch die Duldung
durch Die Linke ist in NRW eine rot-grüne Minderheitsregierung an die Macht
gekommen. Indirekt verdankt die Regierung im größten deutschen Bundesland ihre
Macht also der Unterstützung der PKK – nach der Rechtsprechung des
Bundesgerichtshofes einer ausländischen terroristischen Vereinigung.“
Als
„Coming-out“ der Fethullahcis in Deutschland, die
davor ihre religiöse Motivation weitgehend verborgen hielten, gilt ihre im Mai
2009 an der Universität Potsdam durchgeführte Konferenz „Muslime zwischen
Tradition und Moderne – Die Gülen-Bewegung als Brücke zwischen den Kulturen“.
Neben dem FID traten das Deutsche Orient-Institut, das Abraham Geiger Kolleg
zur Rabbinerausbildung und die Evangelische Akademie zu Berlin als
Mitveranstalter der weitgehend unkritischen Konferenz auf. Im Juni 2010 folgte eine ähnliche Konferenz
„Die Gülen-Bewegung im Kontext Europas – Ein Blick auf NRW“ an der
Ruhr-Universität Bochum. Als Referenten und Teilnehmer waren jeweils zahlreiche
Wissenschaftler, Journalisten und Vertreter christlicher und jüdischer
Religionsgemeinschaften eingeladen worden. Aus diesem Kreis rekrutieren sich Fellow Travellers, mit denen sich
die Gülen-Lobbyvereine schmücken. Im Beirat des Berliner FID finden sich so die
frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), Rabbiner Walter Homolka vom
Abraham Geiger Kolleg der Universität Potsdam, Erika Godel
von der Evangelischen Akademie zu Berlin, der frühere Diplomat und jetzige
Leiter des Deutschen Orient-Instituts Gunter Mulack
sowie Dozenten der drei Berliner Universitäten TU, FU und HU. Solchen von der
Gülen-Bewegung hoffierten deutschen Akademikern und Politikern kommt offenbar
vor allem die Funktion eines Schutzwalls gegen öffentliche Kritik an der
Bewegung zu. Diese mitunter naiven Sympathisanten werden in Bewegung gesetzt,
um mit Leserbriefen auf kritische Medienberichte zu reagieren oder auch mal
durch Interventionen bei Unileitungen Raumkündigungen für Gülen-Kritiker zu
erwirken, wie es etwa im Mai 2012 anlässlich einer Informationsveranstaltung
des Verbandes der Studierenden aus Kurdistan (YXK) an der Freien Universität
Berlin. Nicht in jedem Fall dürfte den so von den Gülen-Vereinigungen
Vereinnahmten klar sein, wofür sie ihren Namen tatsächlich hergeben. Denn nach
außen geben sich die Gülen-Anhänger als liberale und tolerante Vertreter eines
moderaten Islam ohne politische Absichten. Während etwa die evangelische
Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien gemeinsam mit dem FID und dem Abraham
Geiger Kolleg das Projekt eines Bet- und Lehrhauses
auf dem Berliner Petriplatz betreibt, warnt die
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) vor einer
„unterschiedlichen `Verpackung´ der Ideen Fethullah Gülens je nach Adressat“.
„Im Klartext: Die sunnitisch-national(istische)
Prägung des Gülen-Diskurses wird mehr oder weniger bewusst bedeckt gehalten.“ [13] So spielen die
panturanischen und neo-osmanischen Ansichten Gülens,
die in der Türkei zu den Grundpfeilern der Bewegung gehören, beim öffentlichen
Auftreten in Deutschland keine Rolle. „Mit ihrem `Angebot zur kulturellen
Verständigung´ ziehen die Dialoginstitute in Österreich und Deutschland
vermehrt das Interesse von Schulen, Universitätsprofessoren, Politikern und
Religionslehrern an. Dass es sich um eine Propagandataktik handelt, ist im
ersten Moment nicht ersichtlich.“[14] Tatsächlich wird der
interkulturelle und interreligiöse Dialog keineswegs ehrlich und auf gleicher
Augenhöhe geführt. Vielmehr geht die
Gülen-Bewegung von einer Überlegenheit der türkisch-islamischen Synthese gegenüber
allen anderen Ethnien und Religionen aus und pflegt dabei einen „Scharia-Vorbehalt“[15],
also den absoluten
Wahrheitsanspruch ihrer Koran- und Hadith-Auslegung.
Unkritisch
ist die Haltung deutscher Regierungsstellen gegenüber der Gülen-Bewegung, in
der sie offenbar gute Sachwalter deutscher wirtschaftlicher Interessen in der
Türkei sehen. Auf
eine Kleine Anfrage der Linksfraktion gestand die Bundesregierung im
vergangenen Oktober Kontakte der deutschen Botschaft Ankara „mit
zivilgesellschaftlichen Organisationen, die der Fethullah-Gülen-Bewegung
nahestehen, wie z. B. der „Journalists and Writers Foundation“,
deren Ehrenvorsitzender Fethullah Gülen ist“ sowie
des Auswärtige Amtes „mit dem der Gülen-Bewegung nahestehenden, in Berlin
beheimateten ´Forum für interkulturellen Dialog e. V.´, dies über die Person
seines Vorsitzenden Ercan Karakoyun“ ein.[16]
Zum Vorwurf der Unterwanderung des türkischen Staatsapparates durch
Gülen-Anhänger und der Verhaftung von Gülen-Kritikern sind „entsprechende
Spekulationen insbesondere in den türkischen Medien sowie einschlägige
Buchveröffentlichungen bekannt. Belastbare Erkenntnisse hierzu liegen der
Bundesregierung jedoch nicht vor“, wird behauptet. Zudem kann die
Bundesregierung nicht ausschließen, dass Gülen-nahe Träger etwa im Rahmen der
Integrationsförderung Gelder aus Bundesmitteln erhalten haben. Landes- und
Kommunalpolitiker gehen den Avancen der Gülen-Anhänger immer wieder auf den
Leim. So unterstützte der hessische Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn (FDP)
als Schirmherr trotz Kritik aus den Reihen von Linkspartei, Grünen und Migrantenverbänden die Ende Mai 2012 in der Frankfurter
Festhalle abgehaltene Deutsch-Türkische Kulturolympiade“. Organisatoren dieser
„Kultur-Assimilations-Olympiade“ – wie die Bundesarbeitsgemeinschaft der „Immigrantenverbände
in der Bundesrepublik Deutschland e.V.“ zu Recht kritisierte – sind ausnahmslos
Medienunternehmen und Bildungsvereine des Gülen-Netzwerks. Auf kommunaler Ebene
gibt es zudem in verschiedenen Städten gemeinsame Projekte oder Veranstaltungen
von Gülen-nahen Vereinen, der Volkshochschule und der Agentur für Arbeit.
Ziel Gülens und seiner Anhänger ist es, der Türkei in einer
globalisierten Welt wieder zur Großmachtgeltung als islamische Führungsmacht zu
verhelfen. Gewinner dieses neo-osmanischen Projektes ist eine Schicht frommer
anatolischer Unternehmer, die von der neoliberalen Ausrichtung der
Gülen-Bewegung und der AKP profitieren. Doch Gülens
osmanischer Traum geht auf Kosten der nicht-türkisch-sunnitischen
Bevölkerungsteile, die zur Assimilation gezwungen werden, sowie der unter der
neoliberalen Ausbeutung leidenden abhängig Beschäftigten in der Türkei. Da sich
die Ambitionen der Gülen-Bewegung auf den Ausbau ihrer Machtpositionen in der
Türkei richten, besteht ihr Hauptinteresse in Deutschland darin, sich hier bei
der Kadergewinnung und dem Fundraising den Rücken frei zu halten. Gleichzeitig
soll die Politik der islamisch-konservativen AKP-Regierung der Türkei
propagandistisch und diplomatisch unterstützt werden. Direkten Konfrontationen mit
ihren Kritikern weichen die Gülen-Anhänger dabei in der Regel aus. Es ist
höchste Zeit Fethullah Gülen und seinen Anhängern
auch hier zu Lande die Maske von Dialog und Toleranz herunterzureißen. Denn
nichts scheuen diese (grauen)Wölfe im Schafspelz mehr als ins Rampenlicht der
Wahrheit gestellt zu werden.
[1] DIE ZEIT 18.2.2010, Nr. 08.
[2] Zeit Online 26.3.2012.
[3] Etwa Deutsch-Türkisches Kulturfestival – Hahns heikler Termin, Frankfurter Rundschau, 26.4.2012; Kulturolympiade als verdeckte Mission, Hessischer Rundfunk http://www.hr-online.de/mobil/nachrichten/sd/44548323
[4] Programmhinweis auf die Sendung
von Conny Uebel und Yüksel Ugurlu am 25. Juni 2012.
[5] Cemil Sahinöz:
Die Nurculuk Bewegung – Entstehung, Organisation und
Vernetzung, Istanbul 2009, S.158f.
[6]
http://www.ekd.de/ezw/Lexikon_2487.php
[7] Karina Hawle,:
Der Dialog der Fethulahcis (Gülen-Bewegung), Materialdienst
der EZW 6/2012, S.224.
[8] Offener Brief von Hüseyin
Demirtas an den hessischen Integrationsminister Jörg-Uwe Hahn anlässlich der
Kulturolympiade am 29. Mai 2012 -
http://www.jugendnetz-wetzlar.de/jnw3/readarticle.php?article_id=2411
[9] http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2012/05/454214/die-pkk-besteht-zur-haelfte-aus-kindern/
[10]
http://dialog-berlin.de/G%C3%BClen-Bewegung/nicht-das-buch-ueber-guelen-sondern-verdacht-auf-verbindung-zu-ergenekon-ist-der-grund-fuer-festnahme-von-ahmet-sik-und-nedim-sener.html
[11]
http://dialog-berlin.de/G%C3%BClen-Bewegung/die-guelen-bewegung-und-die-kurdenfrage.html
[12]
http://dialog-berlin.de/G%C3%BClen-Bewegung/die-linke-nimmt-terror-der-pkk-in-schutz-und-verfaelscht-guelen-video.html
[13] Friedmann Eißler:
Islamisierung profaner Arbeit als Dienst an der Menschheit – Zum Bildungsideal Fethullah Gülens, EZW-Texte Nr.
210/2010, S.178.
[14] Karina Hawle,:
Der Dialog der Fethulahcis (Gülen-Bewegung),
Materialdienst der EZW 6/2012, S.227.
[15]
http://www.ekd.de/ezw/Lexikon_2487.php
[16] Bundestags-Drucksache 17/7319.